
Wirtschaft aktuell
Die Sache mit der Schweiz
Wie geht die Schweiz mit den aktuellen Zolldrohungen der USA um. Die Goldkäufe von einst führen nun zu den Sanktionen, die damals vermieden werden konnten. Außerdem: Wie lange kann die Zentralbank imdeflationären Umfeld den Einlagezins über 0 halten?

Während im Rest der Welt über einen erneuten Anstieg der Inflation spekuliert wird - sei es in der EU durch das enorme Investitionsprogramm in Infrastruktur und Verteidigung (aktuell vom Juli EU Schnitt 2,3%, Österreich immer noch sage und schreibe 3,6% siehe https://shorturl.at/q6jhw), sei es in den USA durch die willkürlich wirkende Verhängung von Zöllen in beliebiger Höhe auf zahlreiche Länder und unzählige Warengruppen (aktuell im Juli 2,7%, Kerninflation allerdings bei gut 3% siehe https://shorturl.at/pUpha) - steuert der sichere Hafen Schweiz erneut auf einen negativen Einlagenzins zu, nachdem in der letzten Sitzung vom 18. Juni 2025 die Zentralbank wegen deflationären Tendenzen in der Preisentwicklung diesen bereits von 0,25 auf 0 herabgesetzt hat.
Das hat natürlich wie so oft in der Vergangenheit mit dem Schweizer Franken als sehr sicher geltende Krisenwährung in unsicheren Zeiten zu tun, die mittlerweile als Dauerzustand anzusehen sind. Wegen dem ständigen Aufwärtsdruck des Frankens fällt die Inflation in der Schweiz traditionell niedriger aus als in ähnlich exportorientierten Ländern wie Deutschland, den Niederlanden oder auch Österreich. https://shorturl.at/3tJ0P
Aber ein erneuter negativer Einlagenzins lässt natürlich aufhorchen, zumal der Zollaufschlag von 39% auf Schweizer Exporte in die USA, der seit August gilt und entgegen den Erwartungen nicht zurückgenommen wurde, wiedersprüchliche Auswirkungen auf die überschüssige Liquidität im Markt zeigen könnte. Viele Experten rechnen mit einem Einbruch des BIPs zwischen 0,3 und 0,7% was eine kaufkraftbereinige Verringerung des Vermögens eines jeden Schweizers und einer jeden Schweizerin von 300-700 Franken pro Jahr bedeuten würde - also eher verkrafbar erscheint, wenn man sich das BIP Niveau der Schweiz ansieht. https://shorturl.at/Eoe1N

Quelle World Bank, erstellt von Guido Saurer link oben
Die Schweiz hat gute Erfahrungen mit der Steuerung der Geldmenge und der Preisstabilität gemacht, indem sie den Zins im negativen Bereich gehalten hat, weshalb dieser auch am längsten von allen Zentralbanken zwischen Dezember 2014 bis einschließlich September 2022 unter 0 rendierte. Das könnte nun wieder drohen, ja defacto sind diese am Markt schon wieder Realität, schaut man sich die Anleihenrenditen von einer Laufzeit zwischen 1 bis 4 Jahre an, die allesamt seit Mai im negativen Bereich liegen oder zeitweise lagen. (4 Jahre aktuell wieder leicht darüber siehe https://shorturl.at/letUp)
Fließt das Geld nicht in Bundesobligationen, fließt es normalerweise in Aktien, so war es zumindest in den knapp 8 Jahren der oben beschriebenen Negativzinsphase, die dem schweizer Aktienmarkt eine jährliche Rendite von gut 7% bescherte. Dieses Jahr hat der SMI immerhin schon 5,5% zugelegt, was im Vergleich zum DAX mit gut 22% Kursplus allerdings recht bescheiden wirkt. Das mag daran liegen, dass es keine großen Rüstungskonzerne in der Schweiz gibt und die ehemaligen Zugpferde der Vergangenheit mit #ROCHE und #NOVARTIS zwei Pharmariesen sind, die von der Preisbeschänkung bei Arzneimitteln in den USA und der Zollkeule der US Administration besonders hart betroffen sein könnten. Zumal auch #NESTLÉ seit Längerem strauchelt und seit dem Hoch Anfang 2022 fast 45% an Wert verloren hat.https://shorturl.at/2QDXp
In Sachen Gold hat die Schweiz befürchtet, eine bittere Pille schlucken zu müssen, denn die Zollfreiheit, die bisher auf Goldexporte in die USA galt, sollte ebenfalls mit 8. August dahin sein, was der Goldfan Trump allerdings eine Woche später dementierte. Eigentlich verwunderlich, denn von dem Gold im Wert von $ 61,5 Mrd. das in den letzten 12 Monaten von der Schweiz in die USA importiert wurde, wären mit dem Zollaufschlag immerhin gute $ 24 Mrd. dem amerikanischen Staate zugeflossen. 4 der 7 größten Goldveredelungsanlagen der Welt stehen im Tessin und verarbeiten rund die Hälfte des weltweiten Rohmaterials bis es auf einen Reinheitsgrad von 99,9 % gebracht ist. Der Handelsbilanzüberschuss, den die Schweiz mit den USA ausweist, geht also zu einem guten Teil auf den enormen Goldhunger der USA zurück, der zu den 39% Zollaufschlag führte.

guter Artikel dazu unter https://shorturl.at/0P3RM
Auch wenn diese nun für die Goldexporte nicht fällig werden, erscheint es doch wie ein Treppenwitz der Geschichte, dass das Gold zu einem guten Teil zum Auslöser der verhängten Zölle werden konnte. Erst seit 2014 werden diese wieder in der offiziellen Handelsbilanz ausgewiesen, nachdem sie von 1981 bis dahin nicht erschienen waren. Hintergrund war die Sorge von der Weltgemeinschaft sanktioniert zu werden (zum Beispiel mit Zöllen), weil man unter dem Deckmantel der Neutralität das Apartheitsregime Südafrikas unterstützte, massenhaft Gold abnahm, es umschmolz und weiterverkaufte. (Ausführlicher Bericht dazu gern unter https://shorturl.at/RBQYh)
Ein sicherer Hafen wird die Schweiz aber trotz mancher Schramme in ethischer Angelegenheit bleiben, denn der pragmatische Zugriff auf allerlei Angelegenheiten finanzieller Natur (Mach keis Büro uf) bewirkt auch viel Gutes. Was die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter dem amerikansichen Präsidenten am Telefon zugerufen hat und ihn so erzürnte, dass er zur Zollkeule griff, kann nur vermutet werden. Dem Wesen des stolzen Schweizers entsprechend mutmaßen wir einfach einmal, dass es sich vielleicht um nachstehenden Satz gehandelt haben könnte:"S'isch gnueg Heu dunde." Dem gilt nix hinzuzufügen;
Selbstbestimmt Leben - es ist nicht alles Gold, was glänzt;

Lassen Sie uns ins Gespräch kommen
Lassen Sie uns ins Gespräch kommen. Ich freue mich, von Ihnen zu hören.
Oder einfach anrufen: +4369919410337